Über das Thema, wie man Legasthenie erkennt, versteht und bewältigen kann, haben wir in den letzten Jahren schon einige Berichte veröffentlicht. Häufig tritt Legasthenie nicht nur bei einem Kind auf; nicht selten haben auch Geschwister, Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten ähnliche Probleme im Lesen und Schreiben. Heute erkennt man diese Schwächen besser; in der Vergangenheit wusste man oft nicht, inwiefern ein Familienmitglied von Legasthenie betroffen war. Vor rund 30 Jahren war die Diagnostik der Lese-Rechtschreib-Schwäche noch nicht so fortgeschritten. Es gibt eine Dunkelziffer unerkannter Fälle, da häufig berichtet wird, dass ein Familienmitglied Schwierigkeiten im Fach Deutsch hatte oder dass die Rechtschreibung nicht seine Stärke war. Wenn Familien wenig über das Thema wissen, fehlt oft das Verständnis und die Sensibilität dafür, warum eine Legasthenie in den frühen Kindesjahren erkannt werden muss. Aus Unwissenheit wird das Thema manchmal als nicht so wichtig erachtet, was für Kinder mit Legasthenie, wenn ihre Probleme ignoriert werden, fatale Auswirkungen haben kann.
Wir haben hier ein paar Punkte gesammelt, die man in der wissenschaftlichen Literatur findet, warum das Erkennen, Verstehen und Bewältigen der Legasthenie in der Kindheit so wichtig ist.
Emotionale Auswirkungen:
Eine Legasthenie kann erhebliche Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden haben. Kinder und Erwachsene mit Lese-Rechtschreib-Schwäche können zunehmende Frustration erleben, insbesondere wenn ihre Lesefähigkeiten, hinter denen ihrer Altersgenossen zurückbleiben. Dies kann zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit führen, das sich auf ihr gesamtes Leben auswirken kann.
Angst und Depression:
Angst ist ein häufiges Symptom bei Menschen mit Legasthenie und kann durch ständige Frustration und Verwirrung in der Schule verursacht werden. Langfristige Angst kann das Risiko für die Entwicklung von Depressionen erhöhen. Kinder mit Legasthenie haben oft ein geringes Selbstwertgefühl, was zu Depressionen führen kann. Eltern und Lehrer sollten auf Symptome wie negative Selbstwahrnehmung und Schwierigkeiten mit Versagensängsten achten. Es ist wichtig, dass diese Kinder Lernerfolge und Unterstützung erfahren, um ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren und Ängsten sowie Depressionen präventiv entgegenzuwirken.
Soziale Probleme:
Legasthenie kann auch die sozialen Beziehungen beeinträchtigen. Schwierigkeiten in der verbalen Kommunikation und beim Verständnis von Sarkasmus oder Mehrdeutigkeiten können bei Kindern mit Legasthenie zu Unbeholfenheit und Unbehagen in sozialen Situationen führen. Kinder mit Legasthenie sind oft emotional feinfühlig und sensibel. Sie benötigen im Alltag eine klare und deutliche Kommunikation.
Familienprobleme:
Legasthenie kann zu familiären Spannungen führen, insbesondere zu Geschwisterrivalität, wenn ein Kind mit Legasthenie scheinbar mehr Aufmerksamkeit erhält. Eltern, die selbst Legasthenie in der Kindheit erlebt haben, könnten ihre eigenen Schulprobleme durch ihre Kinder wiedererleben, was ihre Beziehung zum Kind sowie ihre Zusammenarbeit mit Lehrern, Sozialarbeitern und Therapeuten beeinträchtigen kann. Wenn diese Schwierigkeiten nicht richtig verstanden werden, können vielfältige Probleme im Familienleben entstehen. Soziale Spannungen in Familien mit Kindern mit Legasthenie sind nicht selten anzutreffen. Da Legasthenie häufig in der Familie vererbt wird, wird sie selten offen in der Familie besprochen. Eine offene Kommunikation über Legasthenie in der Familie kann familiäre Konflikte verringern.
Unterstützungsstrategien für Eltern und Lehrer:
Es ist wichtig, dass Eltern und Lehrer die Gefühle des Kindes anerkennen und unterstützen. Eine klare Erklärung über Legasthenie, die Betonung von Anstrengung über Ergebnisse und das Setzen realistischer Ziele können Kindern mit Legasthenie helfen, ein besseres Selbstbild zu entwickeln und Erfolge zu feiern. Aktivitäten, die ihre Stärken fördern, wie Sport, Kunst oder Technik, können ebenfalls hilfreich sein.
Fazit
Legasthenie ist eine Herausforderung, die nicht nur das betroffene Individuum, sondern auch die gesamte Familie betrifft. Eine frühzeitige Erkennung und ein tiefgehendes Verständnis dieser Lese-Rechtschreib-Schwäche sind entscheidend, um effektiv damit umgehen zu können. Emotionale Auswirkungen wie Frustration, Angst und Depression sind häufig bei Betroffenen zu beobachten und können weitreichende Folgen haben. Darüber hinaus kann Legasthenie soziale und familiäre Beziehungen beeinträchtigen. Eine offene Kommunikation in der Familie und die Unterstützung durch Eltern und Lehrer sind unerlässlich. Es ist wichtig, die Stärken der Kinder zu fördern und ein positives Selbstbild zu unterstützen, um den Herausforderungen der Legasthenie erfolgreich zu begegnen.
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