Wir haben am 11.04.12 mit Spannung die Sendung zum Thema Legasthenie bei Stern-TV angesehen. Es ist gut, dass die Medien über das Thema Legasthenie berichten – aber, wenn sie schon darüber berichten sollte, es aufklärend und objektiv sein, und nicht eine dominante Meinung des Bundesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie e. V. , um sie in der Öffentlichkeit als „Highlight“ für bessere Einschaltquoten zu präsentieren. Das spricht nicht für Professionalität, sondern erweckt den Anschein nach PR-Arbeit eines Selbsthilfeverbandes, der zunehmend die
Interessen der Pharmaindustrie vertritt, und nicht unsere.
Das rückt jedenfalls nicht die Probleme, die wir in unserer Gesellschaft haben ins richtige Licht. Dass sogar, der Legastheniker Prof. Tiemo Grimm meint: „Das Allerwichtigste ist, seine Behinderung zu akzeptieren zu lernen, damit umzugehen“, ist keine wissenschaftliche Herleitung, sondern, eine umstrittene These. Weil, es keine Belege für eine Krankheit oder Behinderung gibt. Sicherlich könnte man, alle Menschen die von einer Anlage her, sehr früh graue Haare bekommen, als krank, behindert, gestört einstufen. So ist es auch mit dem komplexen Bereich: der Lese- und Rechtschreibschwächen, welche leider nur aus einer Perspektive von den Medien berichtet wird. So erfüllen jedenfalls die Medien nicht ihren Auftrag, neutral und unabhängig zu berichten.
Ein
überwiegender Teil von uns versteht sich nicht als behindert, krank und auch nicht als gestört. Sicherlich mag, es Betroffene geben, die eine erworbene Lese- und Rechtschreibschwäche haben die über eine Entwicklungsverzögerung oder andere Krankheiten der Sinnesorgane oder Psyche verfügen, die daher ein Handicap, haben. Bei uns Legasthenikern und Dyskalkulikern ist diese Herleitung nicht richtig! Daher muss man auch die Ursachen einer familiär bedingten Legasthenie oder erworbenen Lese- und Rechtschreibschwäche unterscheiden. Also, familiäre Genetik und Umweltfaktoren sind nur ein kleiner Teilaspekt der modernen Legasthenieforschung. Dass Legasthenien gehäufter in Familien vorkommen, ist richtig. Sehr fragwürdig ist, dass man mittels Gentests eine Legasthenie erkennen will. Man hat zwar in den letzten 15 Jahren verschiedene genetische Zusammenhänge gefunden, dennoch weiß die Neurowissenschaft, noch nichts über die genaueren Zusammenhänge im Detail. Es ist jedenfalls wissenschaftlich, umstritten das man mittels Gentestung eine familiäre Veranlagung richtig diagnostizieren kann. Nach unserer Sicht, verhindert man das Betroffene eine gute Förderung erhalten, und somit aus dem Fokus, umfassender Förderung geraten. Denn, wer als krank eingestuft wird, findet sich gern damit ab – nimmt vielleicht lieber Medikamente – statt erstklassiger Förderung zu erhalten. Das ist ein Zustand, der uns sehr nachdenklich macht. Denn hier fördert man erst recht seelische Folgeerkrankungen, in dem man erstrecht diesen begabten Menschen eine „Behinderung“ einreden will, die in Wirklichkeit nicht mehr als eine Laune der Natur ist.
Ein viel wichtigerer Ansatz der modernen Legasthenieforschung ist: die umfassende Förderdiagnostik aus fachübergreifender Perspektive. (Soziologie, Pädagogik, Gesundheitsberufe etc.), um den Betroffenen, egal ob, mit erworbenen Lese- und Rechtschreibschwächen oder familiär bedingten Anlagen exzellente Förderung zu ermöglichen. Diese muss maßgeschneidert sein! Jeder Legastheniker hat Schwächen und Stärken mit individuellen Bedürfnissen, um das Lesen und Schreiben zu erlernen. Denn für das Lernen des lesen und schreiben, sind keine Gene zuständig, sondern Sinnesfunktionen, die trainiert und ausgeglichen werden können. Man spricht hier, von der Neuroplastizität des Gehirns, was auch bei einer familiär bedingten Legasthenie die Schwächen ausgleichen kann. Belege für eine erfolgreiche Legasthenietherapie gibt es nicht, sondern unser Gehirn kann die Schwächen mit gezielter Förderung kompensieren. Dafür gibt es Belege aus der Lernforschung. Manfred Spitzer ist einer der führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Neurowissenschaften. Also, umfassende pädagogische Förderung ist der Hauptfokus! Die Sicht, dass man sich mit der Behinderung abfinden muss, teilen wir nicht, diese Herleitung empfinden wir als Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung. Eine Legasthenie kann man sehr gut kompensieren, um auch die guten Potenziale später im Leben einsetzen zu können. Wichtiger sind die Stärken im Lesen und Schreiben zu stärken! Denn viele von uns können sich gut mündlich artikulieren. Warum sollten nicht alle die Fähigkeiten erlernen, unsere Gedanken zu Papier zu bekommen?
Nach unseren Recherchen sind alle Mitwirkenden der Sendung Mitglieder im Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.! Ist das eine gezielte Medieninszenierung, PR-Kampagne, oder Zufall? Wir beobachten schon seit vielen Jahren, dass die Berichterstattung in den Medien überwiegend von diesem Selbsthilfeverband dominiert wird, was uns sehr nachdenklich stimmt.
Fazit: Es kam das Thema, einmal wieder in die Medien! Leider nicht opjektiv und schlecht moderiert.