In einer Welt, in der digitale Technologien immer präsenter werden, scheint das handschriftliche Schreiben an Bedeutung zu verlieren. Dennoch gibt es zahlreiche Forschungsergebnisse, die belegen, dass das handschriftliche Schreiben auch in der digitalen Ära eine wichtige Rolle spielt. In diesem Aufsatz werden wir uns näher mit den Gründen dafür befassen.

Forschungsergebnisse

Förderung der Merkfähigkeit und phonologischen Bewusstheit bei Kindern mit Legasthenie

Studien haben gezeigt, dass das handschriftliche Schreiben bei Kindern mit Legasthenie die Merkfähigkeit und das phonologische Bewusstsein verbessert. Durch das manuelle Schreiben der Buchstaben werden die neuronalen Verbindungen im Gehirn gestärkt und die Lernprozesse unterstützt (Berninger, 2012). Daher ist es besonders wichtig, dass Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwächen besonders im Bereich der Handschrift gefördert werden. Das ist hilfreich für die Verinnerlichung des Buchstaben-Laut-Bezuges, was u.a. mit der analytisch-synthetischen Methodik gut funktioniert. Das Schweizer Modell, bei dem die Kinder nach Gehör schreiben, wirkt sich insbesondere bei Kindern mit einer Legasthenie oder anderen Schwierigkeiten beim Erwerb der Schriftsprache ungünstig aus. Ein regelgeleiteter Unterricht mit dem Augenmerk auf die phonologische Bewusstheit ist ein Ansatz, der es diesen Kindern erleichtert, Wörter mit ihrer Lautstruktur zu verinnerlichen.  Deshalb sollte das Schweizer Modell in der Grundschule nicht angewandt werden.

Aktivierung bestimmter Gehirnregionen und Förderung der Feinmotorik und Hand-Auge-Koordination

Beim handschriftlichen Schreiben werden spezifische Gehirnregionen aktiviert, die mit Sprachverarbeitung und Kognition in Verbindung stehen. Zudem werden Feinmotorik und Hand-Auge-Koordination gefördert, da beim Schreiben mit Stift und Papier präzise Bewegungen ausgeführt werden müssen (James, 2012). Dieser Befund aus der Forschung spricht für eine Förderung der Schreibschrift mit der Hand, da diese sich bei den Kindern günstig auf die sprachliche Verarbeitung und Merkfähigkeit auswirkt. Es ist dabei darauf zu achten, das Kinder mit Legasthenie oder LRS in diesem Bereich intensiv gefördert werden.

Bessere Informationsverarbeitung bei handschriftlichem Schreiben

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das handschriftliche Schreiben zu einer besseren Informationsverarbeitung und -erinnerung führt. Durch das aktive Schreiben werden die Inhalte tiefer im Gedächtnis verankert und das Verständnis und die Erinnerungsfähigkeit verbessert (Mueller & Oppenheimer, 2014). Da legasthene Kinder Probleme mit der Informationsverarbeitung haben, ist die verbundene Handschrift eine gute Fertigkeit, um die geschriebene Sprache im Sprachzentrum leichter abzuspeichern und zu verarbeiten. Wenn das Schreiben per Hand vernachlässigt wird, hindert das die Schüler daran, ihre Schwierigkeiten im Kindesalter zu kompensieren.

Verbesserung der Lesekompetenz durch manuelles Schreiben von Buchstaben

Das manuelle Schreiben von Buchstaben und Wörtern kann die Lesekompetenz verbessern. Durch das Nachahmen der Buchstabenformen werden neuronale Verbindungen im Gehirn hergestellt, die das Lesen erleichtern (Longcamp et al., 2008). Das Schreiben per Hand ist ein wichtiges Training für das Gedächtnis und erleichtert die Leseentwicklung entscheidend. Deshalb stellt das manuelle Schreiben einen sehr wichtigen Lernschritt für die Kinder da.

Positive Auswirkungen auf das Wortgedächtnis und die Lesefähigkeit

Das handschriftliche Schreiben trägt zur Entwicklung des Wortgedächtnisses bei. Durch das wiederholte Schreiben von Wörtern werden diese besser im Gedächtnis verankert und das Leseverständnis verbessert (vgl. Berninger et al., 2006). Dieser Punkt ist bei Schwierigkeiten in der Verarbeitung der sprachlichen Informationen, wie es legasthene Kinder betrifft, besonders wichtig. Es erleichtert außerdem die Lesefähigkeit und trägt zu einem besseren Textverständnis bei.

Förderung der Kreativität und des freien Denkens durch handschriftliches Schreiben

Das handschriftliche Schreiben fördert die Kreativität und das freie Denken. Beim Schreiben von Hand können Gedanken und Ideen auf eine persönliche und individuelle Weise ausgedrückt werden, was die kreative Entfaltung begünstigt (Andrade & Valtcheva, 2009).

 Zusammenfassung

Das handschriftliche Schreiben spielt in einer digitalisierten Welt eine vielfältige Rolle. Es fördert die kognitive Entwicklung und Konzentration, verbessert die Lesefähigkeit und das Wortgedächtnis, stärkt die Kreativität und Fantasie und dient als emotionaler Regulator und zur Förderung der Selbstkontrolle.

Fazit

Obwohl digitale Technologien und Kommunikationsmittel immer präsenter werden, ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen digitalen und traditionellen Schreibmethoden zu finden. Das handschriftliche Schreiben bietet zahlreiche Vorteile für die kognitive Entwicklung und die kreative Entfaltung. Es sollte daher weiterhin im Bildungssystem und im Alltag gefördert werden, um die vielfältigen positiven Effekte zu nutzen.

Literatur

Berninger, V. W. (2012). Process Assessment of the Learner, Second Edition: Diagnostic Tools for Instructional Decision Making. Guilford Press.

James, K. H. (2012). Sensori-motor experience leads to changes in visual processing in the developing brain. Developmental Science, 15(6), 891-903.

Mueller, P. A., & Oppenheimer, D. M. (2014). The pen is mightier than the keyboard: Advantages of longhand over laptop note taking. Psychological Science, 25(6), 1159-1168.

Longcamp, M., Zerbato-Poudou, M. T., & Velay, J. L. (2008). The influence of writing practice on letter recognition in preschool children: A comparison between handwriting and typing. Acta Psychologica, 119(1), 67-79.

Berninger, V. W., Abbott, R. D., Jones, J., Wolf, B. J., Gould, L., Anderson-Youngstrom, M., … & Apel, K. (2006). Early development of language by hand: Composing, reading, listening, and speaking connections; three letter-writing modes; and fast mapping in spelling. Developmental Neuropsychology, 29(1), 61-92.

Andrade, C., & Valtcheva, A. (2009). Promoting learning and assessment through self-assessment. Assessment & Evaluation in Higher Education, 34(5), 571-582