Immer wieder berichten uns Eltern, dass Lehrer ihnen sagen: Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche würde sich auswachsen. Während das bei einer Legasthenie nicht zutrifft, kann diese Annahme bei einer erworbenen Lese-Rechtschreib-Schwäche zutreffen.

Hier zeigt sich das Problem unseres Bildungswesens, dass sich viele Pädagogen nicht ausreichend mit dem Thema Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen auskennen, auch wenn sie eine LRS-Weiterbildung absolviert haben. Dennoch kennen sich rund 60 Prozent der Lehrer nicht mit der Problematik der Kinder aus. (Lehmann, L. M. (2011))

Im Schulwesen werden die Begriffe LRS und Legasthenie gleichbedeutend verwendet. Das muss zwangsweise zu Problemen führen. Dann kann man es den Lehrern gar nicht vorwerfen, dass sie wenig über das Thema wissen und sie dann aus Unwissenheit meinen, dass sich eine Legasthenie auswachsen würde.

Vorübergehende erworbene LRS-Schwächen können mit einer qualifizierten Förderung gut kompensiert werden, sodass die Lese-Rechtschreib-Fertigkeiten auf den gleichen Stand der Altersklasse bzw. Klassennorm gebracht werden können. Diese Kinder werden dann bis in das Erwachsenenalter hinein keine Schwierigkeiten mehr haben.

Kinder mit einer Legasthenie, die von einer familiären Erblichkeit herrührt, benötigen zumeist eine deutlich intensiviere Einzelförderung als bei einer erworbenen LRS. Trotzdem können diese Betroffenen ihre Schwäche bewältigen lernen, indem sie Hilfsstrategien entwickeln, um damit besser im Fach Deutsch zurechtzukommen. Sie werden im Regelfall nicht so schnell ihre Schwäche kompensieren können. Darum spricht man bei einer Legasthenie von einer erblichen Teilleistungsschwäche, die ein Leben lang immer vorhanden sein wird. Sie kann lediglich durch intensives Training kompensiert werden. Darum wächst eine Legasthenie sich nicht aus.

Dieses Unverständnis bei Lehrern kann sich bei den betroffenen Schülern ungünstig auf das Selbstwertgefühl und die Motivation auswirken, wenn Lehrer meinen, dass sich eine Legasthenie auswachsen würde. Kinder benötigen Hilfe und viel Ermutigung, trotz der Probleme weiter an ihren Defiziten zu arbeiten. Betroffene Schüler müssen in der Regel wesentlich mehr üben als andere Schüler, um bessere Zensuren zu erreichen. Hier bedarf es ein ermutigendes Umfeld, welches die Kinder bei der Bewältigung ihrer Schwäche unterstützt. Eltern sollten sich nicht von Lehrern entmutigen lassen, wenn diese wenig Verständnis für die Legasthenie der Kinder zeigen. Hier sollte man mit den Lehrern oder Schulsozialarbeitern das Gespräch suchen, damit die Schüler mit einer Legasthenie Hilfe erhalten. Da die schulische Landschaft sehr unterschiedlich ist, gehen die Schulen mit ihren Lehrern sehr verschieden mit den Schwächen der Kinder um. Die einen gehen ganz offen damit um, andere Lehrer bezweifeln eine vorhandene Schwäche. Hier braucht man viel Geduld mit den Lehrern. Wenn es nicht funktioniert, ist es sinnvoll, sich nach einer anderen Schule umzusehen.

Quellen:

Lehmann, L. M. (2011). 60 Prozent der Deutschlehrer haben keine Kenntnisse über Legasthenie und LRS. Dresden: Legasthenie Coaching – Institut für Bildung und Forschung gUG (haftungsbeschränkt). Zugriff am 15.5.2019. Verfügbar unter: https://www.legasthenie-coaching.de/60-prozent-der-deutschlehrer-haben-keine-kenntnisse-uber-legasthenie-und-lrs/